Schöne neue Arbeitswelt ohne Menschenwürde?

25 Juli 2019
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Menschenunwürdige Arbeitswelten

Werden in TV-Magazinen Berichte aus Indien von den Färbereien oder Nähfabriken gezeigt, herrscht im Wohnzimmer Entrüstung ob dieser unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Nicht anders sieht es aus, kommt das Thema Kinderarbeit auf den Bildschirm. In Indien, aber auch in einigen afrikanischen Ländern, auf den Philippinen, in Vietnam, Cambodia  oder in Teilen Lateinamerikas existieren ganze Industriezweige auf den Schultern von Kindern. Das insgesamt ein Prozess der zunehmenden Verrohung in der Arbeitswelt stattfindet, wird inzwischen auch in Europa beobachtet.

Die gefährlichsten Arbeiten für die Ärmsten

Wer arm ist, sich keine Schulbildung leisten kann, ist in unserer modernen Welt im Prinzip zum Scheitern verurteilt. Will ein solcher Mensch seinen Stolz und seine Ehre bewahren, nicht ins kriminelle Milieu abgleiten, bleiben ihm nur wenige Jobs zur Auswahl. Allerdings reicht dort der Verdienst kaum zur Sicherung der eigenen Existenz aus.

In Südamerika verdingen sich Tausende in illegalen Smaragdenen, wo sie für einen Hungerlohn nach den kostbaren Steinen graben. Diese Arbeitsplätze sind obendrein lebensgefährlich, denn die Betreiber verzichten aus Kostengründen auf jegliche Art von Sicherheitsmaßnahmen. So werden beispielsweise Stollen mit Stangen aus Bambus abgestützt. Bambus ist bekanntlich überaus stabil, rottet aber in der feuchten Erde auch sehr schnell, weshalb es immer wieder zu Bergwerksunglücken kommt.

Kinder und die Schwefelminen

Kinderarbeit ist nach unserem Dafürhalten eines der verachtenswertesten Verbrechen in der Arbeitswelt. Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher der Schwefel an Ihrem Zündholz stammt? Oder der im Dünger für die Rosen im Garten oder in der heilenden Hautcreme gegen Ekzeme und Geschwüre? Ein beachtlich großer Teil des Schwefels wird in Vulkanschloten abgebaut, wo sich teils meterdicke Schichten gebildet haben.

Da diese Vulkane in der Regel aktiv sind, sind die Krater mit einer Luft gefüllt, die hochgiftige Gase enthält. Diese verätzen die Augen, die Lungen und gelangen sogar bis in das Verdauungssystem. Der Abbau wird nicht von Spezialmaschinen mit geschlossenem Führerhaus und Filtersystem durchgeführt. Nein - es sind Arme und zahllose Kinder, die Schwefel in unhandlichen Bocken von bis zu 50 Kilogramm auf dem Kopf oder Bruchstücke in selbst geflochtenen Körben auf dem Rücken ins Tal schleppen. Ernüchternd und erschütternd ist die Antwort eines Schwefelminenbetreibers auf die Frage, warum er für die Arbeit keine Lastentiere einsetzt? Er erwiderte, dass das Futter zu teuer sei und ihm die Tiere leid tun.

In Deutschland beginnt Menschenunwürdigkeit schon im Job-Center

Dass die Arbeitsbedingungen in einigen Call-Centern grenzfähig sind, haben etliche Reportagen aufgezeigt. Auch in der Baubranche, in der Gastronomie und bei den Heilberufen gibt es häufiger deutlichen Nachholbedarf, was Thema gesunde Arbeitsplatzgestaltung betrifft.

In der Zwischenzeit scheint sich dieser Virus fortpflanzt zu haben - bis in die Büros einiger Job-Center. Dort werden hungernden Arbeitslosen Bananen in die Hand gedrückt, oder ältere Damen kurz vor der Pensionierung sollen nachts Wache mit einer Waffe in der Hand schieben. Einen interessanten Bericht dazu und etliche weitere kuriose Fälle finden sie hier: https://blog.spinpalace.com/de/5-erschreckende-einblicke-in-jobcenter/.

Die Menschenwürde ist unantastbar und so fragten wir schon früher: Was ist verwerflicher? Steuerflüchtling oder Wirtschaftsflüchtling?

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