Vorortbericht 35 Jahre Radweg Liebliches Taubertal - Der Klassiker

    20 Mai 2015 Autor :  

    Entdeckungen entlang des 100km langen Radweges "Liebliches Taubertal - Der Klassiker"

    Radwandern ist das Urlaubselexier für sportive Urlauber, die es gerne auch einmal bei einem Schoppen Wein oder einem Spritz gemütlich wollen. Im Gebiet des Lieblichen Taubertals gibt es neben einem hervorragend ausgebauten Radwegenetz so manches Highlight, von dem wir Ihnen hier berichten. Denn wir waren für Sie vor Ort unterwegs und haben mit dem ebike die Gegend unsicher gemacht, gestrampelt und Eindrücke gesammelt, die Sie werte(r) Leser(in) erleben können, wenn Sie entlang dieses 100 km langen Radweges nur genau hinsehen und sich vor dem Radreiseurlaub informieren.

    Das Liebliche Taubertal liegt zwischen den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern, respektive Franken und hält dadurch schon rein geschichtlich, Sehenswertes bereit, was nicht jedes Urlaubsgebiet zu bieten hat.

    Vorzeigeroute ist der 100 km lange Radweg „Liebliches Taubertal – Der Klassiker“ zwischen Rothenburg ob der Tauber und Wertheim. Ausgezeichnet vom ADFC mit 5 Sternen feiert er 2015 sein 35jähriges Jubiläum. Ein Grund mehr, diese Radroute einmal abzufahren und zu erkunden.

    So wurden im Jubiläumsjahr 2015 erstmals 20 Hörstationen entlang dieses Radweges angelegt, die an orangenfarbenen Schildern einen QR-Code für Smartphones bereithalten, um über die Umgebung am jeweiligen Standort zu informieren. „Dies kann eine Burg, ein Schloss oder eine Besonderheit in der Natur oder in einem Dorf bzw. Gemeinde sein“, so Geschäftsführer Jochen Müssig im Interview. Zu hören sind authentische Erläuterungen von Persönlichkeiten aus dem Taubertal. Ähnlich einem Trimm-Dich-Pfad kann der Radler dort verweilen und sich über das eigene Handy kostenlos interessante Details die sich in der Nähe zum Standort befinden, anhören und so kenntnisreich weiterradeln.

    Unsere Route startete in Rothenburg o.d.Tauber, führte über Creglingen, Röttingen, Weikersheim über Bad Mergentheim und Lauda nach Tauberbischofsheim bis zum Endpunkt Wertheim.

    Über das wahrhaft gut ausgebaute Radwegenetz (Es gibt neben der von uns gewählten Route "Liebliches Taubertal - Klassik" noch die Radwege „Main-Tauber-Fränkische Rad-Achter“ mit 552 Kilometern, den "Weinrad-Reiseweg" mit 225 km, den „Tauber Altmühl Radweg“ mit 350 km und den Radweg „Liebliches Taubertal – Der Sportive“ mit 160 km) lässt sich das „Liebliche Taubertal“ mit seinen Burgen, Schlössern, Klöstern und Museen auf eine sehr angenehme Art und Weise kennen lernen.

    Im Taubertal können Radfahrer die Serviceleistungen „Radeln ohne Gepäck“ und die „Taubertäler Radelzüge“ mit größerem Radabteil nutzen. Der Radtransport auf der Tauberbahn ist zwischen Wertheim und Niederstetten kostenlos. Bei Nutzung des ÖPNV kann im Taubertal clever gespart werden: Mit der TaubertalCard gewähren die teilnehmenden Einrichtungen dem Gast bei Vorlage des Fahrscheins (ab Entwertungstag und 2 weitere Tage) 50 % Eintrittsrabatt oder ansehnliche Preisnachlässe beim Weinkauf.

    Der Startpunkt Rothenburg o.d. Tauber ist natürlich schon zu Beginn ein Highlight. Dieses Städtchen ist ob seines Reichstadtmuseum, dem mittelalterliches Kriminalmuseum und dem weltberühmt historischen Festspiel "Der Meistertrunk" mit allen Vorzügen für Touristen ausgestattet, die sich an historischen Plätzen und Anekdoten erfreuen wollen.

    So geben professionelle Stadtführer ihr Bestes, um Sie in die Geschichte Rothenburgs eintauchen zu lassen. "Herold" Harry (Daniel Weber) in Original mittelalterlicher Tracht erzählt auf charmante und lustige Art und Weise viele Anekdoten und führt Sie dabei an Plätze, die einen Rundumblick auf die Altstadt und die noch bestehende Burgmauer ermöglichen. Nach so viel anregenden Eindrücken zog es uns sogleich in das "Hotel und Weingut Glocke", das mit eigenem Weinkeller zur Weinprobe bittet. Wer also dem Wein in einer Gruppe zusprechen möchte, sollte dort einen Termin vor der Anreise vereinbaren. Es lohnt sich.

    Damit eine Radreise von Ort zu Ort ohne Zeitdruck erfolgt, ist frühes Aufstehen erforderlich. Scheint dann auch noch die Sonne, der frühe Vogel fängt bekanntlich auch erfolgreich seinen Wurm, starten wir bereits um 8:30 mit dem geliehenen ebike und verlassen Rothenburg o.d.Tauber Richtung Creglingen. Dabei entdecken wir das "Landhaus zum Falken" des Sternekochs Lars Zwick, in dessen Hirtenscheune uns die Zubereitung und Entstehung des traditionellen "Fränkische Schneeballen" gezeigt und zur Verkostung angeboten wird.

    Diese süße Speise werden Sie auf einer Reise entlang der Tauber öfter vorfinden und wer diesen "Schneeball" einmal selber anrichten möchte, dem sei hier das Rezept von Lars Zwick verraten:

    Rezept Fränkischer Schneeballen

    Eine originelle Süßspeise, die bei uns jedenfalls großen Anklang fand und als kleine Wegzehrung gerne mitgenommen wird. Ein Fränkischer Schneeballen ist natürlich auch käuflich in Geschäften zu erwerben und kostet, je nach Größe und Volumen, ca. 1,50 - 2,50 €. Ein einzigartiges Mitbringsel von der Reise auf jeden Fall, mit AHA Effekt.

    In Creglingen angekommen, empfehlen wir, neben dem Besuch der Herrgottskirche mit dem Marienaltar von Tilman Riemenschneider, die Besichtigung des putzigen Lindleinturms, ein Kleinstmuseum in dem nur 5-6 Besucher gleichzeitig eintreten können.

    Die letzte Bewohnerin "Margarete Böttinger" erwarb den Turm 1927 und bewohnte ihn bis 1993. Nichts wurde dort verändert und es scheint gar so, dass die Zeit dort stehen blieb.

    Wer heute das Leben des vergangenen Jahrhunderts einmal erleben möchte, dieses Wohnhäusl ohne Bad liefert Eindrücke, die einzigartig sind. Der Turm ist nur Freitags von 10:00 bis 12:00 und Samstag/Sonntag von 10:00 bis 12:00 und 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Mit dem Rad dort anzuhalten lohnt sich.

    Wir verlassen Creglingen und fahren vorbei an herrlichen Weinbergen, genießen die Weiten der gelben Rapsfelder, lassen den Löwenzahn als die Pusteblume fliegen und erwarten schon sehnsüchtig den Ort Weikersheim mit seinem Schloss. Dabei kommen wir an dem Örtchen Röttingen vorbei, das mit einem Freilichttheater im Hof der Burg Brattenstein aufzuwarten weiß. Dort finden vor mittelalterlicher Kulisse Musicals, Operetten und Konzerte von Mai bis August statt.

    Nicht nur Kultur, auch Kinderfreundlichkeit ist hier zu spüren und zu sehen. So gibt es dort Erlebnisspielplätze der Firma "eibe" die die so genannte Röttinger Spielscheune ausrüstete. Dort befindet sich, es kann in unseren Breitengraden schließlich auch einmal regnen, alles was das Herz eines Kindes begehrt. Auf insgesamt vier Ebenen können sich die Kinder dort austoben. Zwei Ebenen, die durch eine Rutsche verbunden sind, laden die Kinder zum Erobern der Burgtürme ein. Hier können sie durch Netztunnel krabbeln und kriechen. Über eine Tunnelrutsche gelangen die Kinder in einen Gewölbekeller, der mit einem modernen Buzzerspiel, ausgestattet ist. Durch den Keller kommt man in die Außenanlage, einem Burghof mit Brunnen, so dass die Kinder wieder sicher zurück in die Scheune ohne auf die Straße zu laufen zurückkehren. Auf der obersten Ebene der Spielscheune ist eine kleine Wolkenstadt mit Federwippen aufgebaut. Diese ist für 0-3 Jährige gedacht. Hier befinden sich dann auch Sitzmöglichkeiten für die Eltern. Zudem befinden sich Toilette und Wickelraum in der Spielscheune.

    Für Stadtplaner ein Muss und eine Anregung zugleich auch für alle Eltern, wie fein ein Kinderspielplatz - auch in einem Haus - sein sollte.

    Von hier aus sind es nur noch ein paar Minuten und schon kommen Sie in Weikersheim an, in dem Sie das Schloss und den Schlosspark genießen zu können.

    Die Räume im Schloss sind bestens erhalten und liefern hier einmal mehr, pure Geschichte aus der Zeit des Barock und der Renaissance. Der reich dekorierte Rittersaal ist wahrlich beeindruckend, werden hier sagenhaft große Figuren aus Stuck an den Wänden gezeigt, die so manches Schmunzeln ins Gesicht malen. Farbenfrohe Jagdszenen an der Decke, wie auch dreidimensionale Tierabbildungen (heute würde dies als kollosaler Kitsch wohl schon wieder als hip bezeichnet werden), sind dort zu sehen. Über Geschmack konnte man sich wohl schon im 16. Jahrhundert vortrefflich streiten.

    Der Blick auf den Schlossgarten ist mindestens ebenso ungewöhnlich und beeindruckend, wie die genannten Bilder und Figuren. Grüne Pracht, wohin das Auge schaut. Ein wahres Schatzkästchen der Renaissance. Besonders hervorzuheben sind neben den zahlreichen Veranstaltungen, die immer wieder stattfindenden Märchenführungen, die nicht nur die kleinsten der Kleinen Besucher erfreuen...einmal Prinz oder Prinzessin sein und originalgetreu im Schloss die Geschichte erfahren. Die speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Programme machen es möglich.

    Nach so viel Kultur und einem langen Tag kehren wir in das Best Western Parkhotel ein, um den Abend bei frischem Spargel und bunten Wasserspielen ausklingen zu lassen. Der nächste Abschnitt unserer Radreisentour wartet bereits auf uns.

    Ziel werden der Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim und Wertheim sein. Auf dem Weg dorthin, entlang der Tauber, können Sie im Städtchen Lauda das Heimatmuseum aufsuchen und dort eine der vielen wechselnden Ausstellungen auf sich wirken lassen oder eines der letzten Dorfkinos besichtigen. Nach weiteren 9 km sind wir auch schon in der Hochburg des Fechtsports und beobachten die Fechter und Fechterinnen bei ihren scheinbar ganz schön anstrengenden Fechtübungen.

    Der 1986 von dem legendären Erfolgstrainer Emil Beck gegründete Olympiastützpunkt (OSP) ist seit langem eine Einrichtung des Spitzensports und Teil des nationalen Gesamtkonzeptes des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) mit dem Ziel, die traditionell erfolgreiche Sportart Fechten auf internationalem Parkett weiterzuentwickeln

    Die "Hall of Fame" gibt einen Überblick über die großartigen Erfolge der deutschen Fechter und zeigt darüber hinaus, welchen Stellenwert der Fechtsport durch Tauberbischofsheim erfahren hat. Heute trainieren dort nicht nur nationale sondern auch die internationale Elite, um sich im fairen Kampf bei Weltmeisterschaften und der Olympiade zu messen.

    Vor dem Haus gibt es für ebike-Fahrer eine Aufladestation, was nach zwei Tagen schon einmal notwendig werden kann, obwohl während der gesamten Strecke das zuschalten des Elektroantriebs grundsätzlich nicht notwendig ist. Die Radroute ist flach gehalten, so dass auch unsportliche und Kinder die Route bestens bewältigen können.

    Ein Abstecher in das Pfeifermuseum in Werbach-Niklashausen (10 km entfernt) ist somit auch noch möglich. Hier hat ein wahrhaft deutscher Revoluzzer (Hans Böhm) seine Spuren hinterlassen. Wegen seiner aufrührerischen Reden im 14. Jahrhundert - wie sich die Zeiten mit heute doch ähnlich sind - forderte er gleichen Besitz für alle und rief zur Verweigerung von Frondienst, Zoll und Zahlung des Zehnten auf, mit freier Jagd und freiem Fischfang für Jedermann. Ein wahrer Demokrat und Sozialist, der es schaffte, innerhalb von wenigen Wochen bis zu 70.000 Wallfahrer und begeisterte Zuhörer zu aktivieren.

    Seine Lebensgeschichte ist für Jung und Alt gleichermaßen spannend und zeigt, was den Menschen schon immer bewegte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Heute sind es die Politiker, Banken und börsennotierten Unternehmen, damals waren es die Fürsten, Könige und Bischöfe.

    Jetzt nicht nachlassen und schon befinden wir uns in Wertheim und lassen uns im Hotel Schwan mit kulinarischen Köstlichkeiten versorgen. Wer danach bei einem Mochito oder einem kühlen Glas Wein oder Bier am Mittelpunkt zwischen Odenwald und Spessart, dort wo die Tauber auf den Main trifft, den Tag am Strand von Wertheim mit Südsee-Feeling ausklingen lassen will, bitte schön. Alles vorhanden.

    Wenn am nächsten Tag vor der Rückreise noch Zeit ist und das Wetter, wie bei uns, sich von der besten Seite zeigt, können Sie mit dem Burgbähnle noch schnell eine Fahrt zur Burg Wertheim unternehmen und den Blick auf Wertheim zum Abschied genießen.

    Von Wertheim aus können Sie die Tour nun zurückfahren oder, je nach Wunsch und Buchung, die Fahrräder abgeben und sich mit einem Bus zurück nach Rothenburg o.d.T. transportieren lassen.

    Details über die mannigfachen Möglichkeiten für Radtouren und die Beförderung mit Unterkunft erhalten Sie beim Tourismusverband "Liebliches Taubertal" e.V, Gartenstr. 1 97941 Tauberbischofsheim, Tel. 09341-825806 touristik@liebliches-taubertal.de www.liebliches-taubertal.de

    Kontaktadressen:

    • Pfeifer Museum, Frau Marlise Düx, Bergstr. 18, 97956 Werbach marlise.dues@t-online.de
    • Fahrradhaus Kraus, Ansbacher Str. 85, 91541 Rothenburg o.d.T. Te. 09861-3495, www.fahrradhaus-krauss.de
    • Rad & Tat, Bensenstr. 17, 91541 Rothenburg o.d.T. Tel. 09861-87984, radtat@t-onlinde.de www.mieträder.de
    • Touristinformation Creglingen, Tel. 07933-631, touristinformation-creglingen@t-online.de
    • Lindleinturm Frau Volck, Tel. 07933-451
    • Tourist Information Weikersheim, Tel. 07934-10255, touristmus@weikersheim.de www.weikersheim.de
    • Landhaus "Zum Falken", Lars Zwick, Tauberzell 41, 91587 Tauberzell, Telefon: 09865 941940, www.landhaus-zum-falken.de info@landhaus-zum-falken.de
    • Rothenburg Tourismus Service, Tel. 09861-404800, info@rothenburg.de www.rothenburg.de
    • Kurverwaltung Bad Mergentheim GmbH, info@kur-badmergentheim.de www.bad-mergentheim.de
    • Tourist-Information Röttingen, Marktplatz 1, 97285 Röttingen, Tel.: 09338 9728-55, www.roettingen.de touristinfo@roettingen.de
    • Glocke Weingut und Hotel, Tel. 09861-958990, www.glocke-rothenburg.de
    • Hotel Schwan, Wertheim, Tel. 09342-92330, www.hotel-schwan-wertheim.de
    • Parkhotel Best Western Bad Mergentheim, Tel. 07931-5390, www.parkhotel-mergentheim.de
    • Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim, Pestalozziallee 12, 97941 Tauberbischofsheim, Tel. 09341 809-0, info@fechtentbb.de
    • Gasthof Goldener Stern, Pfarrstr. 23, 97922 Lauda, Tel. 09343-1271, www.goldener-stern-lauda.de goldstern-lauda@t-online.de
    • Stadtführer Harald Ernst, Tel. 07958-311, h.ernst@reiseleitung-rothenburg.de www.reiseleitung-rothenburg.de

     

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